Leises Lärmen
Blog zum Hörspiel-Kanal "Leises Lärmen".
Dienstag, 1. Juli 2025
Mein Youtube-Dasein
Erstens: ich muss, um kein Geld zu verdienen, selber nichts bezahlen. Großartig!
Zweitens: ich kann mein Zeug jederzeit löschen, was im Zeitalter der Distributoren ein großes Privileg ist.
Und drittens: ich kann mit dem Publikum kommunizieren und trotzdem Trolle aussperren.
Internetmäßig also paradiesische Zustände.
Was ich aber als Youtube-Gucker nicht verstehe, ist, weshalb ich bei Beiträgen, die vorgeblich nur deshalb im Netz stehen, weil es furchtbar wichtig ist für die Menscheit und uneigennützig und wachrütteln und so, Reklame vorgekotzt kriege.
(Reklame ist heute eigentlich keine Reklame, sondern nur eine Art virtuelles Reizgas, um werbefreie Abos zu verticken.)
Offenbar will die edle Seele doch auch Schmott abgreifen.
Doch auch oder überhaupt?
Ich vermute Letzteres.
Einen riesigen Ramschhandel treiben sie da alle mit Erleuchtungen aller Art.
Anders gesagt: die Begründung für den Niedergang der Menschheit wird hörbar vorgeschaltet.
Kommt noch jemand mit?
Wahrscheinlich nicht, weil ich schon so weit weg bin.
Letzte Woche bescheinigte mir Spotify, dass ich gar nicht existiere, weil ich auf Facebook und Instagram nicht zu finden bin. Deswegen kann ich auch (nach mehrfachem Anlauf) keinen Künstler-Account bekommen.
Und vollends verdächtig muss machen, dass ich mit meinen Stücken wirklich kein Geld verdienen will, sondern, offenbar ein Wunder neutestamentarischen Formates, mit der staatlichen Altersrente klar zu kommen gedenke und einfach nur etwas Extrafreude hätte, wenn ich Menschen mit meinen Bizarritäten erreichte.
(Mein Schaffen ist, Manche wissen das schon, Wühlarbeit am Glatten. Denn das Glatte ist böse, weil es das Unebene unsichtbar machen will.Das Unebene braucht eine Lobby, weil es sonst geglättet, also vernichtet wird.)
Eine Vertreterin eines Hörspielfestivals warnte mich letzte Woche sanft, nicht die Preise durch Schenken zu verderben.
Ja, es ist ein harter Kampf gegen den Zwang, habgierig zu werden.
Ich will ihn bestehen um meiner Freiheit willen.
Und doch mache ich Werbung!
Völlig ohne finanzielle Flausen!
Einen neuen Trailer habe ich heute nämlich zusammengeschnippelt.
Wozu?
Das werden sich Viele fragen.
Sonntag, 29. Juni 2025
Alles über "K.I - Küche Innen"
Mit dem Staunen über verblüffende neue Möglichkeiten und der Angst, dass da uns was über den Kopf wachsen könnte. Beides, meine ich, berechtigt.
Und wo lässt sich menschliches Scheitern an Technik besser illustrieren als in einer Küche?
(Es war übrigens das letzte Mal, dass ich ohne KI-voice-changing gearbeitet habe.)
So stellte sich eine frühe Bild-KI meinen Helden vor:
Anfrage an ChatGPT
Ich: Werden Küchenroboter besser kochen als Menschen?
ChatGPT: Es ist unwahrscheinlich , dass Küchenroboter in naher Zukunft besser kochen werden als Menschen.
Obwohl Küchenroboter in der Lage sind, bestimmte Aufgaben schneller und präziser auszuführen als Menschen, wie z.B. Zutaten abwiegen und Timer einrichten, fehlt ihnen die Fähigkeit, kreativ zu sein und Geschmackspräferenzen anzupassen.
Ein gutes Essen erfordert nicht nur die richtige Technik, sondern auch ein Gespür für die richtigen Zutaten und die richtige Balance von Aromen. Ein Mensch, der kocht, hat die Fähigkeit, Zutaten zu schmecken und zu entscheiden, ob sie hinzugefügt oder entfernt werden sollten, während ein Küchenroboter dies nicht kann.
Ein weiteres Problem ist, dass Küchenroboter nicht in der Lage sind, unvorhergesehene Probleme zu lösen, die beim Kochen auftreten können, wie z.B. das Anpassen einer Sauce, die zu dick oder zu dünn ist.
Ein erfahrener Koch hat das Wissen und die Erfahrung, um solche Probleme schnell und effektiv zu lösen.
Es ist also unwahrscheinlich , dass Küchenroboter in naher Zukunft besser kochen werden als Menschen.
Freitag, 27. Juni 2025
Alles über "Niksloska"
Als ich darüber nachdachte, wie ich dieser schrägen Geschichte ein schräges Outfit verpassen könnte, machte mich jemand auf Suno aufmerksam.
Eine Musik-KI, die Texte vertonen konnte, nach meinen Promptvorgaben.
Die Begegnung war nachhaltig faszinierend.
Suno, davon bin ich bis heute überzeugt, verstand meine Texte.
Und musikalisch setzte ich eine Menge Zusatz-Arrangement ein. Spielte auch Teile von Suno-Kompositionen neu ein, um selbst mitsingen zu können (bei 22:57).
Bis heute kann man mir gern erzählen, dass diese KIs nur Algorithmen sind, digitale Befehlsabläufe - wenn sie so etwas hervorbringen, sind unsere
Menschenhirne auch nur Algorithmen.
(Fraglich, ob die übverlebenden.)
Ich erfuhr also Skepsis, bis in zum Vorwurf, mir billig "auf Knopfdruck" was besorgen zu lassen.
Doch bin und bleibe ich der Autor, der alleinige.
Und ich liebe "Niksloska", denn es steckt nicht nur viel von meiner kreativen Energie darin, die ich dank der neuen Möglichkeiten zum Klingen bringen konnte.
"Niksloska" erzählt dem, der es hören kann, unsere ganze gegenwärtige Welt.
Nichts weniger.
Eher noch etwas mehr.
Hier ist das Stück, das zu meiner großen Freude beim Berliner Hörspielfestival 2025 nominiert ist:
Und hatte ich schon erwähnt,
dass ich es einst (unter meinem ursprünglichen Familiennamen)
genau wie mein Hörspielheld Moritz zum Oberpostsekretär brachte?
"Spukallee" zur Hälfte fertig!
Der 3. Teil macht aus Deutschland einen Abstecher in den Orient. Aber irgendwie müssen die Geister ja zu uns kommen, denn wie sich zeigt, besteht hier zu Lande ein gewisser Mangel zumindest an dienstbaren Geistern.
Mit Teil 1 begann alles vergleichsweise harmlos. Mit einem Schoßhund.
Kann so einer gefährlich werden?
In einem Gruselhörspiel unbedingt!
Spuk und Grusel passen in unsere Zeit! Wer würde das bestreiten!
In Teil 2 ging es um nicht weniger als den Klimawandel.
Kann Klima-Aktionismus Gespenster erlösen?
Oder endet es mal wieder nur im Greenwashing?
Und was werden die restlichen drei Folgen bringen?
Einen Besuch in Deutschlands erster Zauberschule für Mobbing-Begabte,
ein touristisches Nutzungskonzept für ideologisch problematische Bunker
und eine finale Passage durch ein Parallelweltsportal.
Bis später also!
Mittwoch, 25. Juni 2025
Alles über: "Deutsche Mord Allee"
Die Klickzahlen für die Miniserie bei Youtube wären für einen großen Hörbuchverlag desaströs, für mich als Hobbysolisten sind sie immer noch sensationell: mehr als viereinhalbtausend Gäste, und der eine oder die andere hat es sicher sogar bis zum Schluss angehört!
Mehr geht (bis heute) nicht!
Zur Story:
Was treibt die Reisegruppen auf die "Deutsche Mord-Allee", von der nicht nur die Tourismuswirtschaft zu profitieren hofft?
Und jemand meint es wohl zu gut mit dem Bösen: eine Regional-Krimi-Autorin wird ermordet.
Noch dazu nebenan, wo die Krimi-Zarin Cora Paladin herrscht.
Beseitigt diese etwa die Konkurrenz?
Eine grotesk-komische Reise in makabre Faszinationen.
Hier die komplette Reihe:
Motivsuche ist bei Krimis wichtig - und auch die musikalische Motivsuche.
Bei dieser Produktion meine ich, ein hübsches Titelmotiv gefunden zu haben (ganz ohne KI):
Die Ermittler, Hauptkommissar Fanz und Kommissar Firle.
Für Fanz lehnte ich mich stimmlich an Helmut Fischer an.
Also leichten Münchener Akzent. Außerdem transponierte ich in Cubase die Stimmlage um 30 Cent hoch.
Ich habe da so einige Stars, die ich in diversen Hörspielen durch Parodieren 'verwende': Peter Matic, Theo Lingen, Heinz Rühmann u.v.a waren schon dabei
Das nenne ich dann Stimm-Plugin, und es erweitert beträchtlich die Besetzungsmöglichkeiten.
Obgleich ich bei der Mord-Allee auch Voice-Changing mittels KI-Tool verwendete.
Obwohl nicht jede Station im Hörspiel ausgeleuchtet wird, hatte ich mir einen Gesamtreiseplan ausgedacht: Ganz fraglos war es die "Mordallee" von 2023, die mich 2025 auf die "Spukallee" kommen ließ.
Auch wenn dramaturgisch anders gebaut, weil in anderen Deutungsräumen angesiedelt.
Dienstag, 24. Juni 2025
Alles über "Der Process - Neue Optionen"
Es ist ja erstaunlich, wie Franz Kafkas Romanfragment "Der Process" bis heute fesseln kann.
als Beschreibung eines latenten Angst- und Verlorenheitsgefühls des modernen Menschen.
Selbst in einer (noch?) demokratisch-rechtsstaatlichen Verfassung bleibt ein Unbehagen des Ausgeliefertseins.
Womöglich tragen mittlerweile nicht der Staat oder irgendwelche Mühlen der Justiz und Bürokratie die Hauptschuld, sondern der Zwang der Teilhabe an immer abstrakterer Kommunikation und einem immer stärker digitalisierten Warenaustausch.
In meiner Process-Geschichte wird Josef per unscheinbarem blauen Apostroph auf seinem Smartphone verhaftet.
Wofür? Von wem?
Hier das Stück:
Josef muss viel Naivität ablegen, um zumindest Einiges von dem zu verstehen, was vor sich geht.
Warum finden Verhöre vieler Verhafteter im Dach seines Wohnhauses statt?
Warum empfiehlt sein Vorgesetzter, einen Hacker zu engagieren?
Was ist von der Selbsthilfegruppe Verhafteter zu halten?
Und was vom Angebot, die Buch-und Filmrechte seines Falls zu kaufen?
Sein eigenes Schicksal kann Josef letztlich nicht freilegen.
Wer konnte das je?
Ich hatte die KI Google-Gemini über mein Hörspiel befragt... und musste nachfragen:
(17. Dezember 2024)
"Dieses Hörspiel ist...ein kraftvoller Kommentar zur menschlichen Existenz und den Herausforderungen des Lebens in einer komplexen und oft bedeutungslosen Welt."
Ich erkundigte mich bei Gemini, warum es unsere Welt für (oft) bedeutungslos hält.
Es folgten längere Ausführungen über die Philosophiegeschichte, und dann kam aber auch das:
"Das Vorhandensein von Leid und Ungerechtigkeit wirft die Frage auf, ob es einen guten Grund für das menschliche Dasein geben kann."
Übrigens finde ich bei Kafka...
...nirgendwo in persönlichen Aufzeichnungen irgendein Interesse an der künftigen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.
Er beschreibt genau, aber gleichgültig wirkend.
Mich sorgt oft die Zukunft, obwohl ich keine Nachkommen habe, die eine Zukunft brauchen.
Sollte ich lieber loslassen?
Noch kann ich es nicht.
(F. Kafka, Tagebücher, 6.12.1921)
Montag, 23. Juni 2025
Egophobie
Oft vernehme ich Erstaunen darüber, dass ich so ganz allein Hörspiel mache. Ohne Teams, Vernetzung und letztlich ohne bemühte Vermarktung, von welcher ich die Teams, die ich nicht brauche, bezahlen müsste.
(Ich sträube mich übrigens nicht gegen Kooperation und habe in mehreren "Fremdhörspielen" bereits mitgewirkt. Aber am schönsten ist es zugegeben, Gott im Heimstudio zu sein.)
Seltsamerweise ist es bei anderen Künsten (Malerei, Schriftstellerei) überhaupt nicht anrüchig, allein zu schaffen.
Warum hat Picasso nicht in einer Band gemalt?
Und Thomas Mann nicht im Chor geschrieben?
Juckt keinen.
Und das ist gut so.