Es ist ja erstaunlich, wie Franz Kafkas Romanfragment "Der Process" bis heute fesseln kann.
als Beschreibung eines latenten Angst- und Verlorenheitsgefühls des modernen Menschen.
Selbst in einer (noch?) demokratisch-rechtsstaatlichen Verfassung bleibt ein Unbehagen des Ausgeliefertseins.
Womöglich tragen mittlerweile nicht der Staat oder irgendwelche Mühlen der Justiz und Bürokratie die Hauptschuld, sondern der Zwang der Teilhabe an immer abstrakterer Kommunikation und einem immer stärker digitalisierten Warenaustausch.
In meiner Process-Geschichte wird Josef per unscheinbarem blauen Apostroph auf seinem Smartphone verhaftet.
Wofür? Von wem?
Hier das Stück:
Josef muss viel Naivität ablegen, um zumindest Einiges von dem zu verstehen, was vor sich geht.
Warum finden Verhöre vieler Verhafteter im Dach seines Wohnhauses statt?
Warum empfiehlt sein Vorgesetzter, einen Hacker zu engagieren?
Was ist von der Selbsthilfegruppe Verhafteter zu halten?
Und was vom Angebot, die Buch-und Filmrechte seines Falls zu kaufen?
Sein eigenes Schicksal kann Josef letztlich nicht freilegen.
Wer konnte das je?
Ich hatte die KI Google-Gemini über mein Hörspiel befragt... und musste nachfragen:
(17. Dezember 2024)
"Dieses Hörspiel ist...ein kraftvoller Kommentar zur menschlichen Existenz und den Herausforderungen des Lebens in einer komplexen und oft bedeutungslosen Welt."
Ich erkundigte mich bei Gemini, warum es unsere Welt für (oft) bedeutungslos hält.
Es folgten längere Ausführungen über die Philosophiegeschichte, und dann kam aber auch das:
"Das Vorhandensein von Leid und Ungerechtigkeit wirft die Frage auf, ob es einen guten Grund für das menschliche Dasein geben kann."
Übrigens finde ich bei Kafka...
...nirgendwo in persönlichen Aufzeichnungen irgendein Interesse an der künftigen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft.
Er beschreibt genau, aber gleichgültig wirkend.
Mich sorgt oft die Zukunft, obwohl ich keine Nachkommen habe, die eine Zukunft brauchen.
Sollte ich lieber loslassen?
Noch kann ich es nicht.
"Schreiben...ist Spaß und Verzweiflung."
(F. Kafka, Tagebücher, 6.12.1921)
(F. Kafka, Tagebücher, 6.12.1921)
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